Fachkräftemangel hausgemacht? Blinde Flecken bei der Personalauswahl

Simone Janson

Abschlussvortrag 15:15 – 15:30 Uhr

Simone Janson ist Autorin und Bloggerin. Sie betreibt den Multiautoren-Blog „Best of HR - Berufebilder.de“. Auf ihrem Blog wurde 2012 die Initiative „Wir sind VDI“ gegründet. Hintergrund war die Diskussion zum Thema Fachkräftemangel und zu den diesbezüglichen Statistiken des Vereins Deutscher Ingenieure, denen zufolge zukünftig ein großer Mangel an Fachkräften zu erwarten sei. Janson publizierte immer wieder über die vermeintliche Fachkräftelücke und wurde dazu 2014 in der ARD-Reportage „Der Arbeitsmarktreport - das Märchen vom Fachkräftemangel“ interviewt.

Ihr Abschlussvortrag hatte den Titel: „Fachkräftemangel hausgemacht? Blinde Flecken bei der Personalauswahl“. Zu Beginn stellte sie Rechercheergebnisse und Erfahrungen über die Gründe vor, warum so viele Fachkräfte in IT-Berufen fehlen. Es mangelt an der geeigneten Ansprache von potentiellen Fachkräften, denn oft haben Personalabteilungen blinde Flecken und sehen nicht, was sie selbst dazu beitragen können, den Mangel zu überwinden. Viele IT-Fachkräfte sind genervt, weil sie zu viele uninteressante Anfragen erhalten oder unpassend und standardisiert angesprochen werden.

Spitzenkräfte werden oft übersehen, da Titel und Zertifikate im Vordergrund stehen. Fortbildungen durch Online-Kurse in Eigenregie werden von vielen Personalerinnen und Personalern nicht wahrgenommen. Alternative Bildungswege und Programmiererfahrung sollten gleichwertig zum Studienabschluss oder zur formalen Ausbildung angesehen werden. Arbeitgeber sind häufig nicht bereit, Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger einzustellen und in deren Weiterbildung zu investieren.

Wichtig für Unternehmen müsste sein, sich mehr darauf auszurichten, was die Bewerberinnen und Bewerber abseits von Gehalt und Sachleistungen wollen: Gute Arbeitsbedingungen und eine gute Firmenkultur sind ebenso wichtig. Bewerberinnen und Bewerber wünschen sich, dass die/der Arbeitgeber/in mehr für Weiterbildung und Karriere tut. Gewünscht sind ebenfalls flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. Arbeitgeber sollten realisieren, wie wichtig Work-Life-Balance heutzutage ist und dass das digitale Büro vielfältige Möglichkeiten zur Vereinfachung der Arbeitsorganisation bietet.

Eine Veränderung der Unternehmenskultur betrifft auch den Bereich „Dresscode“. Gute Programmiererinnen und Programmierer müssen keine Business-Kleidung tragen. Die kulturellen Unterschiede zwischen ITler/innen und Personaler/innen sind oft zu groß. Janson deutet auch auf Diskriminierung im Recruiting hin: Überall wird von Diversität gesprochen, in der Realität gibt es aber nach wie vor Diskriminierung, zum Beispiel aufgrund von Herkunft oder Geschlecht.

Das Vortragsskript ist online abrufbar unter www.berufebilder.de/recruiting-personalauswahl-fachkraeftemangel-fehler/.

GENDER//WISSEN//INFORMATIK" in den soziale Netzwerken