Design-Thinking mit UN-Nachhaltigkeitszielen (#GlobalGoals)
Katrin Redmann
(SAP)
Workshop 13:00 – 14:30 Uhr
Katrin Redmann arbeitet seit 21 Jahren bei SAP. Ziel ihres Workshops war, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Methode des Design-Thinkings auf Basis der „Global Goals“ der UN näherzubringen. Sie unterrichtet Design-Thinking an Universitäten und hat ein eigenes Meet-Up ins Leben gerufen, das inzwischen von SAP unterstützt wird. Jeden Monat können Start-Ups ihre innovativen Ideen vorstellen. Katrin Redmann bietet als Gastgeberin die Plattform, die Community gestaltet die Inhalte selbst. Im Zentrum steht die Frage: „Warum gründe ich?“ und zu zeigen, was möglich ist. Katrin Redmann unterstützt durch „Matching“, also durch das gezielte Herstellen von relevanten Kontakten. Die Idee zum Meet-Up ist aus einem Design-Thinking-Prozess entstanden. Mit dieser Methode lassen sich viele Aufgaben iterativ angehen. Sie eignet sich für die Gründung eines Start-Ups genauso wie für die Platzierung eines Projektes in einer Firma.
Der erste Schritt beim Design-Thinking-Prozess ist „Discover“: Entdecke das Problem. Es gilt, das Problem in der Tiefe zu verstehen, um dann einen Fokus zu setzen (z. B. von „Ich möchte die Gesundheit auf der Welt bis 2030 verbessern“ zu „Ich möchte die Gesundheit in Köln für alle sozialen Schichten verbessern“). Im zweiten Schritt „Design“ steht zunächst die Recherche an. Dazu sollen Interviews geführt werden mit drei elementaren Fragen. Dabei ist es wichtig, dass nicht nur eine Zielgruppe befragt wird, sondern alle, die für das Thema Expert/innen sein könnten. Nach den Interviews erfolgt die Synthese, bei der alle Quellen in ein Template gebracht werden, um daraus eine Persona, d. h. ein künstliches Symbol für eine bestimmte Zielgruppe, zu erstellen. Als nächstes folgt das Brainstorming: Es sollen Lösungen gefunden werden, um der potentiellen Zielgruppe zu helfen. Dabei ist alles erlaubt. Wenn sich das Team für die vielversprechendste Idee entschieden hat, wird auf dieser Basis ein Prototyp entwickelt, der mithilfe von Feedback aus der Zielgruppe iterativ verbessert wird. Sobald der neue Prototyp dem Auftraggeber als Idee präsentiert wird, kann er verabschiedet werden oder wiederum zur Überarbeitung geschickt werden. Als letztes kommt der Schritt „Deliver“: Das Herstellen des Produkts/ der App/ des Services und die Auslieferung an die Zielgruppe.
Eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Design Thinking Prozess ist ein möglichst diverses Team. Auch das Einhalten der vorgesehenen Zeiträume für die einzelnen Schritte ist wesentlich. Es ist Aufgabe des Coaches, bei der Erstellung der Persona auf mögliche Stereotype zu achten. Es kann helfen, die Gruppen neu zu mischen.
Anhand des T-Shape-Karrieremodells sollten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops im Sinne eines „Onboardings“ einander vorstellen: Welches sind meine Fähigkeiten in der Breite und welche sind meine Fähigkeiten in der Tiefe (Expert/innenwissen), die hilfreich für die Gruppe sein könnten?
Die „UN Global Goals“ passten insofern zum Fachtagsthema, als dass auch „Gender Equality“ und „Reduced Inequalities“ darin auftauchen. Anhand der Fragen „Mit welchen Zielen für nachhaltige Entwicklung beschäftigt ihr euch schon? Was ist die Herausforderung?“ fanden sich Gruppen zusammen:
- „Reduced Inequalities“
- „Climate Action“
- „Quality Education“
- „Gender Equality“
In diesen Gruppen erstellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst ein Mindmap, um zu klären, was die Gruppe unter dem jeweiligen Thema versteht. Anschließend legten sie ihre „Challenge“ für den Workshop fest und entwickelten drei offene Fragen, die sie drei externen Personen stellen wollten, um eine 360-Grad-Sicht zu ermöglichen. Während der Interviews stellte eine Person die Fragen, während eine andere Person das Gesagte notierte oder aufzeichnete und die dritte Person die/den Interviewpartner/in beobachtete (Wie reagiert die Person? Was sagt die Körpersprache?). Details zu dokumentieren, ist in diesem Schritt sehr wichtig – ebenso die offenen Fragen.
Katrin Redmann ermutigte, in verschiedenen Settings offene Fragen zu stellen, z. B. in einem Meeting. Sie hat es sich zur Gewohnheit gemacht, bei Organisatoren von Veranstaltungen anzurufen, deren Podien rein männlich besetzt sind, und zu fragen, ob noch eine Frau als Sprecherin gesucht wird. Solche Fragen regen zum Nachdenken an. Eine Teilnehmerin ergänzte ihre positive Erfahrung mit „offensichtlichen Fragen“: Diese können dabei helfen, sicherzustellen, dass alle auf dem gleichen Stand sind. Eine ebenfalls essentielle Fähigkeit ist das gute Zuhören. Die meisten Menschen sind in Gedanken bei sich und hören dem Gegenüber nicht gut zu – dabei ist es wichtig, aushalten zu können, dass jemand anderes das Wort hat. Kommen nur einsilbige, oberflächliche Antworten auf Fragen, gilt es, nachzuhaken: Warum? Wie hast du das erlebt? Wie würdest du das machen, wenn du es nochmal machen könntest?
Im nächsten Schritt sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Antworten aus den Interviews in ein Raster bringen. Was war das Wichtigste für die Person? Welche Zitate sind zentral? Was war irritierend? Was war überraschend oder unerwartet? Empathie spielt beim Design-Thinking eine große Rolle: Das Problem der Zielgruppe muss verstanden werden, um eine ideale Lösung zu finden.
Die Persona, die auf Basis des Rasters erstellt wird, kann als Verschmelzung aller Interviewpartner/innen (im Idealfall 10 bis 20 Befragte) verstanden werden. Wenn die Personen unterschiedlich waren, muss eine Hauptzielgruppe festgelegt werden. Soll noch eine weitere Zielgruppe betrachtet werden, muss der Prozess erneut durchlaufen und eine zweite Persona erstellt werden. Die Persona bekommt einen Steckbrief mit einem Namen, Alter, sozialer Hintergrund, Arbeit, Familie, Ziele… All das soll verhindern, dass das Team eigene Ziele verfolgt, anstatt sich in die Zielgruppe hineinzuversetzen und deren Bedürfnisse zu adressieren.
Zum Abschluss blieb noch die Gelegenheit, dass die Gruppe, die sich mit dem Ziel „Reduced Inequalities“ beschäftigt hat, im Plenum über ihre Ergebnisse berichtete: Die Fragen, die sie an ihre Zielgruppe gestellt haben, lauteten: „Was macht Ungleichheiten aus?“, „Wo erlebst du Ungleichheiten in deinem Alltag/ in deiner Nachbarschaft/ bei deiner Arbeit?“, „Welche Personen sind daran beteiligt?“, „Wer bemüht sich um Ausgleich?".
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